Der Mensch hat zwei unterschiedliche Arten zu denken…
Es gibt das „Bauchgefühl“. Es ist schnell, es kommt aus dem Unterbewusstsein und ist umso besser, je mehr Erfahrungen wir in einem Bereich gesammelt haben. Und dann gibt es das „Nachdenken“. Es ist langsam, es ist anstrengend und ist eng mit unserem Bewusstsein verknüpft. Hier findet das logische Denken statt. Mathematik, Psychologie und jegliche Wissenschaften basieren darauf.
Dieses Konzept stammt von einem Nobelpreisträger (Daniel Kahnemann) und beschäftigt mich seit einigen Tagen. Ich höre aktuell ein Hörbuch (Nimm den Zweifeln das Kommando), welches sich darauf bezieht und mich zum Nachdenken gebracht hat. Mir ist nämlich etwas bewusst geworden… mir ist klar geworden, dass ich denkfaul geworden bin.
Meine Kindheit und meine Jugend waren geprägt von zwei Kulturen, deren Unterschiede mich sehr beschäftigt und stark irritiert haben. Polen, ein armes Land kurz nach der Hyperinflation und dem Zusammenbruch des Kommunismus… und Deutschland, ein Land des Wohlstands, in dem die Menschen aus meiner damaligen Sicht keine wirklichen Probleme kannten. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich mit meinen Eltern in einer verlassenen Zugstation gewohnt haben und mein Vater vor Wut eine Ratte an die Wand geworfen hat, die mir und meiner Mutter zu Nahe gekommen ist.

Als Kind waren das für mich zwei vollkommen unterschiedliche Welten und vieles konnte ich als Kind nicht verstehen und einordnen. Ich könnte viel über meine Kindheit schreiben, allerdings möchte ich es darauf belassen, da ich auf etwas anderes hinaus möchte.
Meine Kindheit und meine Jugend waren geprägt von diesem langsamen, aber intensiven Nachdenken. Ich habe mir über alles und jeden Gedanken gemacht und irgendwie immer den schwierigen Weg genommen. Ich habe vieles dadurch gelernt, aber es war anstrengend und ich war nie wirklich glücklich und unbeschwert.
Mittlerweile habe ich mein Abitur gemacht, eine Ausbildung, ein Studium und eine sehr interessante Zeit hinter mir. Und jetzt? Mittlerweile, mit knapp 37 Jahren bin ich denkfaul geworden. Ich habe das Gefühl still zu stehen und mich kaum noch zu entwickeln. Stattdessen lasse ich mich lieber berieseln und verbringe manchmal Stunden mit irgendwelchen Strategiespielen. Ich möchte das nicht bewerten, da auch das seine Berechtigung hat, allerdings entsteht in meinem Leben immer seltener etwas Eigenes… etwas Neues… eine neue Erkenntnis…
Und das beschäftigt mich. Ich glaube das ist ein Grund, warum ich Deeplife wieder zu Leben erweckt habe. Mal schauen, wohin mich das führt. Wenn das ein Youtube-Beitrag wäre würde ich jetzt schreiben „Kennt ihr das auch? Habt ihr auch manchmal das Gefühl stehen zu bleiben?“